Die Tanzmedizin beschäftigt sich mit der Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung der physischen und psychischen Gesundheit von Tänzer:innen für Laien und Profis in allen Tanzrichtungen und Altersgruppen. Sie ist interdisziplinär: Spezialist:innen aus den Bereichen Tanzpädagogik, Physiotherapie, Medizin, Psychologie und Dance Science (Sportwissenschaft für den Tanz) arbeiten hier zusammen.
Professioneller Tanz ist Hochleistungssport und erfordert spezifische Trainingsprinzipien und -intensitäten wie jeder andere Hochleistungssport auch. Trotz eines wachsenden Bewusstseins für die Notwendigkeit einer solchen Herangehensweise an die Trainings-gestaltung, liegt der Schwerpunkt nach wie vor auf dem künstlerisch-technischen Training, das die Tänzer*innen meist nicht ausreichend auf die physiologischen Anforderungen vorbereitet. Psychologische Faktoren wie zum Beispiel das Unterrichtsklima, ein wertschätzender Umgang mit den Tänzer*innen, sind ebenfalls wichtige Aspekte im Trainingsalltag und werden nicht immer ausreichend berücksichtigt. Akute und chronische Verletzungen können die Folge sein. Studien belegen, dass bis zu 97% der Berufstänzer*innen innerhalb eines Jahres verletzt sind. Der geringere Anteil sind hier akute Verletzungen, das Hauptproblem sind Überlastungserscheinungen.
Auch im Amateurbereich kommt es häufig zu Verletzungen, insbesondere dann, wenn im Unterricht die gleichen Anforderungen wie im Profibereich gefordert werden, ohne dass der Körper dafür geeignet oder ausreichend trainiert ist. Dies betrifft insbesondere kompensiertes Turnout (schlechtes Alignment der Beinachse in ausgedrehten Positionen), den zu frühen Beginn mit klassischem Ballett und Spitzentanz, oder auch das Flexibilitäts- und Krafttraining.
Ziel der Tanzmedizin ist es, den Unterricht und das Umfeld so zu gestalten, dass Tänzer*innen, ob Amateure oder Profis, entsprechend ihrem Trainingshintergrund optimale Ergebnisse erzielen können.