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TURNOUT

WIE DEFINIERT SICH DAS TURNOUT?

Ein falsches und kompensiertes Turnout ist eine der relevanten Ursachen für Überlastungsschäden bei Tänzer:innen jeden Alters und Fähigkeitsniveaus. Dies ist in der tanzmedizinischen Literatur hinreichend belegt.

Ein korrektes Turnout, das an die individuellen körperlichen Voraussetzungen einer Tänzerin bzw. eines Tänzers angepasst ist, erfordert entsprechende Kraft, Flexibilität und neurale Aktivierungsmuster im Becken, im Hüftgelenk, in der kompletten Beinachse und im Rumpf. Zwar sind bestmögliche anatomische Voraussetzungen für eine Tanzkarriere wichtig, doch mit dem richtigen Verständnis des Turnouts bzw. der sinnvoll angewendeten Biomechanik und einem entsprechenden Training kann eine Tänzer: ihr vorhandenes Potenzial leistungssteigernd und gesundheitserhaltend nutzen.

Das Turnout wird durch eine Vielzahl knöcherner, ligamentärer und muskulärer Bedingungen bestimmt. Es setzt sich aus der Außenrotationsfähigkeit im Hüftgelenk, der Tibiatorsion und der Fußstellung zusammen und weist große individuelle anatomische Variationen auf. Die knöchernen Voraussetzungen sind angeboren und können nicht verändert werden. Der Bandapparat um das Hüftgelenk schützt und positioniert den Hüftkopf im Gelenk, hält es somit stabil und sollte nur moderat gedehnt werden.

Die Muskulatur und die neuromuskuläre Ansteuerung sind trainierbar und somit die maßgeblichen Komponenten im Training des Turnouts.

  • Schlüsselmuskulatur hierfür sind die sechs tiefen Außenrotatoren.
  • Ebenso relevant ist die Kontrolle der gesamten Beinachse durch die sogenannten Leitmuskeln M. sartorius und M. tibialis anterior. Zusammen mit der Verschraubung des Fußes ergibt sich eine dreidimensionale Verschraubung, die eine korrekte Beinachse ermöglicht.
  • Darüber hinaus unterstützen weitere Muskeln die verschiedenen Positionen (Flexion, Abduktion, Stand auf einem bzw. auf beiden Beinen).
  • Rumpfstabilität und eine ausbalancierte Beckenposition sind für die optimale funktionelle Ausführung des Turnouts ebenfalls unerlässlich.

Folgen von kompensiertem Turnout:
Die Abduktion der Füße führt zu einer Pronationsstellung (Einwärtsrollender Fußkanten), wodurch sich das Fußgewölbe abflacht und in der Folge eine funktionelle Arbeit der intrinsischen Fußmuskulatur nicht mehr möglich ist. Es entstehen Rotationskräfte, die das Knie belasten und Menisken, Gelenkknorpel und Band-
strukturen schädigen können. Die falsche Stellung in den unteren Extremitäten verursacht eine Instabilität in der gesamten Beinachse und führt zu einer kompensatorischen Beugung im Hüftgelenk, um das gewünschte Turnout halten zu können. Das gekippte Becken vergrößert jedoch die Lordose in der Lendenwirbelsäule, erhöht den Druck auf die Bandscheiben, deaktiviert die Bauchmuskulatur und destabilisiert den ganzen Rumpf. Dies führt zu einer ineffizienten Nutzung der tiefen Außenrotatoren – der Schlüsselmuskulatur für das Turnout –, wodurch sich die Möglichkeiten der Tänzer:in, eine gute Technik zu entwickeln, einschränken. Die falsche Belastung kann zu Problemen in den Füßen, Knien, Becken bzw. Hüftgelenk und dem Rumpf führen. Sie kann diese Strukturen nachhaltig schädigen, die tänzerische Ausführung und Leistung verschlechtern und im schlimmsten Fall die Tanzkarriere beenden.